Familie und Beruf unter einem Hut

Auftakt einer Dialogreihe des SPD-Kreisverbandes Leer / Fachleute diskutierten mit Bürgern Im Landkreis Leer arbeiten nur 35 Prozent der erwerbsfähigen Frauen, im Bundesschnitt sind es mit 65 Prozent fast doppelt so viel. Außerdem haben deutlich mehr als die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Frauen keine Ausbildung, häufig erziehen sie ihre Kinder allein – zwei Faktoren, die eine Arbeitsaufnahme schwer machen. Aber auch für Frauen mit guter Ausbildung ist es nicht immer leicht zu arbeiten, weil sie Schwierigkeiten haben, qualifizierte Betreuung für ihre Kinder zu finden.

Fußball und Erfolg im Beruf nicht nur was für Männer: Antje Hoß und Ilka Hartmann bekamen für ihre Einrichtungen je einen Fußball, mit dem auch Mädchen für den Erfolg trainieren können.

Das Foto zeigt von links nach rechts: Frank Gieselmann, Monika Fricke, Ilka Hartmann, Sascha Laaken, Antje Hoß, Johanne Modder und Gwendolyn Stoye-Mingers

Vor diesem Hintergrund richtete der SPD-Kreisverband seine erste Dialogveranstaltung der Reihe „Wie wollen wir leben?“ aus. Das Thema hieß „Familie und Beruf: Geht das?“ Kreisvorsitzende und Landtagsmitglied Johanne Modder und Landtagskandidat Sascha Laaken diskutierten darüber vor zahlreichen Zuhörern im Ostfriesen-Hof mit Frank Gieselmann, Geschäftsführer des Familienservice Weser-Ems, Antje Hoß, Leiterin des Kinderschutzhauses Leer, Ilka Hartmann, Geschäftsführerin der Hartmann-Unternehmensgruppe und Pionierin im Landkreis Leer mit einem Betriebskindergarten, sowie Monika Fricke, Leiterin des Geschäftsbereichs Arbeit im Zentrum für Arbeit. Gwendolyn Stoye-Mingers, Leer, moderierte die Veranstaltung.

Monika Fricke berichtete von einer erfreulichen Tendenz: Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen im Landkreis (nicht zu verwechseln mit der Zahl nicht arbeitender Frauen) sank in den letzten sechs Jahren um zwei Drittel auf 6,7 Prozent und liegt damit im Bundesschnitt. Frank Gieselmann sieht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf gutem Weg. Antje Hoß verwies auf ihre tägliche Praxis im Kinderschutzhaus: Wichtig sei, dass die Kinder versorgt seien. Nötig seien Krippen, Kindergärten, gute Schulen und verständnisvolle Arbeitgeber, wenn eine Mutter mal spontan wegen eines Kindes die Arbeit verlassen müsse.
Ilka Hartmann berichtete von kaum fassbaren bürokratischen Widerständen bei der Gründung eines Betriebskindergartens. Aber auch bei Eltern habe man anfangs Überzeugungsarbeit leisten müssen. Für Unternehmen sei es wichtig, qualifizierte Frauen im Betrieb zu halten. Ein betriebseigener Kindergarten sei ein Weg dazu, der aber eine bestimmte Firmengröße benötige.

Einige Zeit drehte sich die Diskussion um die Frage, warum Frauen zum Teil für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer und warum immer noch die Mehrzahl der Frauen einen bisher frauentypischen Beruf wählen. Thema war auch, dass vorwiegend Frauen in 400-Euro-Jobs arbeiten. Sascha Laaken: „Das führt dann später zur Altersarmut.“ Alle ermutigten Frauen, sich auch typische Männerjobs zuzutrauen. Allgemein nötig sei in der Gesellschaft eine größere Familienfreundlichkeit. Der Schlüssel für bessere Chancen für Frauen sei eindeutig Bildung.