
Hintergrund des Besuchs der Fraktion, Landrat Bramlages und des Bürgermeister der Stadt Leer Wolfgang Kellner ist auch, dass die jüdische Schule in der Ubbo-Emius Straße, die der Landkreis im letzten Jahr erworben hat, zu einem Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte entwickelt werden soll.
„Ich hoffe, Sie hatten – einen schönen Tag kann man ja nicht sagen – einen informativen Tag“, fasste der Busfahrer zum Abschluss der Fahrt der SPD Kreistagsfraktion nach Westerbork und Bourtange (Niederlande) das Ergebnis sehr präzise zusammen.
An der Fahrt nahm auch Albrecht Weinberg, ehemaliger jüdischer Bürger aus Westrhauderfehn und Auschwitz-Überlebender teil, dessen Familie fast vollständig in den Nazi-Konzentrationslagern ermordet worden ist.
Informativ waren die Stunden im ehemaligen Durchgangslager Westerbork, aber auch sehr bedrückend. 102000 Häftlinge durchliefen das Lager, nur 5000 von ihnen überlebten die mörderische Naziherrschaft. Die Häftlingszahl ist symbolisch mit kleinen Gedenksteinen dargestellt.
Das Lager Westerbork wurde 1939 gegründet, als Flüchtlingslager. Juden, die aus Deutschland vor dem Nazi Terror geflüchtet waren, kamen hier unter. Als Deutsche Truppen das Königreich Niederlande besetzt hielten, wurde Kamp Westerbork 1942 zum Durchgangslager für die niederländischen Juden, die deutschen Flüchtlinge, für 245 Sinti und Roma sowie einige Widerstandskämpfer umfunktioniert. Im Lager gab es ein Krankenhaus, eine Schule, Arbeitsbaracken, Fußballspiele und kulturelle Aufführungen sowie Strafbaracken. Es wurde den Häftlingen ein „fast normales Leben“ vorgegaukelt. Der Kommandant, SS Obersturmführer Albert Konrad Gemmeker, erreichte so, dass es unter den Inhaftierten nicht zu Widerstand und Aufruhr kam. Und wenn die regelmäßigen Züge „nach Osten“ nicht gewesen wären…Zunächst vermuteten die Häftlinge, dass sie zum Arbeitseinsatz Richtung Osten geschickt werden sollten, allmählich aber sickerte wohl doch eine Ahnung vom wahren Grund durch.
Nach der Befreiung wurde Kamp Westerbork als Internierungslager für niederländische Nazi-Parteigänger genutzt, von 1951 bis 1971 wurden hier Molucker aus der ehemaligen niederländischen Übersee-Kolonie niederländisch Indien (seit 1945 Indonesien, seit 1949 von Den Haag anerkannt) untergebracht. Seit kurzer Zeit wird in Kamp Westerbork auch hieran erinnert.
Das zweite Reiseziel der SPD Politiker war die Festung Bourtange, hier wurde die kleine Synagoge besucht.
Betroffenheit löst die Geschichte von Kamp Westerbork bei Albrecht Weinberg und den SPD-Mitgliedern aus.