THW und Feuerwehr: Weit mehr als sinnvolle Freizeitbeschäftigung

Leer. Zu einer Veranstaltung ,,Wie wollen wir leben: Selbstverständlich sicher und beschützt“ hatte die SPD im Kreis Leer eingeladen. Rund 70 Besucher aus vielen Hilfsorganisationen im Landkreis Leer waren der Einladung in den Kulturspeicher gefolgt. Als Podiumsteilnehmer hatten die Sozialdemokraten den Innensenator der Hansestadt Hamburg Michael Neumann sowie den Vizepräsidenten des Ostfriesischen Feuerwehrverbandes Gerd Diekena und Rolf Bartsch, Geschäftsführer des THW gewinnen können.

Innensenator Neumann wies darauf hin, dass die Jugendarbeit von Feuerwehr und THW und anderen Vereinen zwar einerseits dazu beitrage, den Nachwuchs für die Feuerwehr, THW usw. zu gewinnen. Andererseits – und das sehe er als ebenso wichtig an – werde hier echte Sozialarbeit geleistet mit einem Engagement, das beispielhaft sei. Den Jugendlichen werde nicht nur die Fähigkeit vermittelt, anderen zu helfen, sondern hier gehe es auch um die Vermittlung von sozialer Kompetenz. Kameradschaft, Durchhaltevermögen und nicht wegzulaufen wenn es schwierig würde, könne man dort erlernen. Wenn er die Ausgaben, die in Hamburg für die Sozialarbeit des Staates getätigt würden mit dem vergleiche, was Vereine und Institutionen bekämen, so würde wesentlich weniger für Hilfsorganisationen und Vereinsarbeit ausgegeben, wobei diese gleichzeitig viel mehr Jugendliche erreichten, als es staatliche Projekte täten und könnten. Diese Leistung werde jedoch in der Öffentlichkeit nicht ausreichend beachtet. Dies zu ändern, sehe er als eine wichtige Aufgabe der Politik an.
Diese Sichtweise wurde von den Vertretern von THW und Feuerwehr durchaus bestätigt. Bevölkerungsschutz ohne Unterstützung und Rückhalt in der Bevölkerung könnte nicht funktionieren. Als gravierendes Problem wurde aber auch die zunehmende Bürokratisierung des ehrenamtlichen Dienstes angeführt. Es gäbe immer mehr Vorschriften und es müssten immer mehr Sitzungen und Lehrgänge absolviert werden, um diese umzusetzen. Dies führe auch zu mehr Schwierigkeiten mit Arbeitgebern als früher. Lehrgänge könnten nicht immer nur an Wochenenden stattfinden. Und bei der zunehmenden Schichtarbeit sei auch die regelmäßige Teilnahme an Lehrgängen in den Abendstunden schon schwierig. Mit Sorge blicke man auch gen Brüssel. Vorerst sei zwar die Arbeitszeitverordnung, nach der auch ehrenamtliche Arbeit als Arbeitszeit zu bewerten sei, vom Tisch. Aber man habe doch die Sorge, dass dies auf Dauer nicht so bleibe. Und es hätten wahrscheinlich nur wenige Arbeitgeber Verständnis dafür, wenn ihr Arbeitnehmer dann zum Beispiel nach einen Feuerwehreinsatz in den späten Abendstunden am nächsten Tag erst später zur Arbeit gehen dürfe, weil er die vorgeschriebene Ruhezeit noch nicht eingehalten habe.

All dies führe dazu, dass es zurzeit weniger das Problem sei, Jugendliche für den Dienst in Feuerwehr und THW zu begeistern. In den Wehren und anderen Hilfsorganisationen, in denen die Kameradschaft stimme und die technische Ausrüstung zeitgemäß sei, gelänge es immer noch, Jugendliche für die Arbeit in Feuerwehren und THW zu begeistern.
Weit schwieriger sei es, sie auch im Erwachsenenalter zu gewinnen bzw. zu behalten. Mangelnde Anerkennung durch Staat und Gesellschaft seien dafür ebenso verantwortlich, wie zunehmende Schwierigkeiten Ehrenamt und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

Abschließend war man sich einig, dass für ein starkes soziales Umfeld eine funktionierende Ehrenamtsstruktur von großer Bedeutung sei.