
Mit Marion Stengler und Hans-Georg Stulken hatte man zudem Vertreter von zwei Vereinen gewinnen können, die sehr oft auch mit Vorurteilen zu kämpfen haben.
Mit dem Begriff "Heimatverein" verbinden viele leider immer noch "altbacken" und "nur was für alte Leute". Das sie weder das eine noch das andere sind, konnte die 31jährige Marion Stengler sehr eindrucksvoll unter Beweis stellen. In ihrem Verein bietet sie unter anderem für die Danzmuuskes, kreativen Kindertanz an. Hierfür reichen bei weitem die Plätze nicht mehr aus, so dass es dort sogar eine Warteliste gibt. Über die Kinder erreiche man eben auch die Elternhäuser und so kann der Heimatverein einen guten Zulauf registrieren.
Schützenvereine hätten oft mit dem Vorurteil "schießen gleich töten" zu tun und ansonsten mit dem Klischee besonders trinkfest zu sein, zu kämpfen. Das der verantwortungsvolle Umgang mit Waffen eine besondere Herausforderung darstelle und auch das pflegen unserer Brauchtümer werde meistens erst dann wirklich erkannt, wenn man sich etwas näher mit dem Schützenwesen auseinandersetze, so Hans-Georg Stulken. Die zahlreichen Veranstaltungen im Landkreis Leer bieten dazu reichlich Gelegenheit, wie zum Beispiel die Tage der offenen Tür oder auch der jährliche Sommerbiathlon in Hesel.
Hier können Laiengruppen einmal in den Schützensport hinein schnuppern und sich selber davon überzeugen, wie engagiert und diszipliniert auch der Schützennachwuchs bei der Sache ist.
Gefragt nach dem, was Ehrenamtliche sich wünschen, meinte Heiner Bartling, dass Wertschätzung und Anerkennung wichtig seien, aber mit mehr Ehrungen den Ehrenamtlichen nicht primär geholfen sei. Für die tägliche Arbeit der Ehrenamtliche sei Unterstützung in ganz pragmatischen Dingen erforderlich und ein Bürokratieabbau dringend geboten. Hans-Georg Stulken machte das an einem praktischen Beispiel sehr anschaulich deutlich. Während vor rd. 20 Jahren die Unterlagen eines Vorsitzenden sich auf wenige Blätter beschränkte, fülle man heute pro Jahr mehrere Aktenordner mit Vorschriften, Satzungen und Anweisungen. Diese Zunahme an Bürokratie binde immer mehr Arbeit am Schreibtisch und fehle so in der eigentlichen Vereinsarbeit. Ein weiteres zunehmendes Problem sei die fehlende Akzeptanz für das Ehrenamt bei Arbeitgebern und auch die sich verändernde Arbeitswelt in immer mehr Schicht- und Leiharbeit etc. erschwere Beruf und Ehrenamt miteinander vereinbaren zu können.
Ein weiteres Reizwort bei den Ehrenamtliche seien die GEMA-Gebühren. Insbesondere bei Benefizveranstaltungen, bei denen die Künstler auf ihre Gage verzichten, halte die GEMA trotzdem die Hand auf. Das sei oft sehr frustrierend.
Ein weiteres Thema war auch die Ehrenamtskarte. Mit dieser Ehrenamtskarte, genießen Ehrenamtliche, die in einem Mindestumfang von fünf Stunden wöchentlich ihr Ehrenamt ausüben, Vergünstigungen in öffentlichen Einrichtungen und bei zahlreichen Anbietern in den Bereichen Sport, Kultur und Freizeit. Auf Kreisebene hatte man zweimal versucht, hierfür Institutionen und Gewerbetreibende zu gewinnen, die sich hieran beteiligen. Beide Male habe es praktisch keine Resonanz auf eine entsprechende Anfrage gegeben, so Landrat Bramlage.
Ungeachtet dessen, habe die SPD-Fraktion im Rat der Gemeinde Moormerland im August den Antrag auf Einführung einer solchen Ehrenamtskarte gestellt. "Wir versprechen und davon einiges", so Bettina Stöhr, Fraktionsvorsitzende der SPD in Moormerland.
Ein großes Problem besteht offenbar für einige Vereine darin, geeignete und bezahlbare Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen und Versammlungen zu bekommen. So wurde aus Moormerland berichtet, dass dort schon zwei Theatergruppen aufgegeben hätten, weil sie keine bezahlbaren Räume für ihre Aufführungen mehr finden konnten. Einen Lichtblick
verspricht sich Moormerlands Bürgermeister Anton Lücht hier von dem Bau der Mensa bei der IGS Moormerland. Diese könne außerhalb der Unterrichtszeiten auch von Vereinen genutzt werden, so Lücht.
Abschließend waren sich alle Beteiligten einig, dass die Frage "Was sind unsere Städte und Gemeinden ohne das Ehrenamt?" mit "Gar nichts!" beantwortet werden muss.