Europaparlament fordert mehr Transparenz bei Unternehmensbesteuerung

Brüssel - Das Europäische Parlament pocht auf eine nachvollziehbare Besteuerung von Unternehmen. Große grenzüberschreitend tätige Unternehmen sollen künftig offenlegen, in welchem Land sie welche Gewinne erzielen und wie viele Steuern darauf entrichtet werden. Diese Forderung ist Teil der Neuregelung der sogenannten Aktionärsrechterichtlinie, zu der die Europaabgeordneten am Mittwoch in ihrer Plenarsitzung in Straßburg ihre Position festgelegt haben.

Matthias Groote, MdEP

„Es muss endlich Schluss sein mit der Geheimniskrämerei. Nur so können wir die Steuervermeidung von multinationalen Unternehmen wirksam zu bekämpfen“, stellen Matthias Groote klar, SPD-Europaabgeordneter und Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion um Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. . „Wir brauchen mehr Transparenz. So müssen bei der Unternehmensbesteuerung zukünftig alles offen gelegt werden. Nur so wäre klar ersichtlich, ob Unternehmen in Steueroasen tatsächlich wirtschaftlich tätig sind oder ihre dortigen Niederlassungen nur zum Zweck der Steuervermeidung gegründet haben.“

"Transparenz ist das A und O“, unterstreicht der Sozialdemokrat. „Das Prinzip des duldenden Wegschauens der anderen EU-Mitgliedstaaten kann unterbrochen werden, wenn hervorgeht, wo Unternehmen welche Steuern zahlen. Es wäre dann offensichtlich, welche Länder mit Steuersparmodellen locken."

Die Richtlinie hat zudem das Ziel, dass Aktionäre besser über die Unternehmen, in die sie investieren, informiert sind und mehr Beteiligungsmöglichkeiten erhalten. So sollen Aktionäre zum Beispiel alle drei Jahre die Höhe und Kriterien der Vergütung der Unternehmensleitung bestätigen können. Damit können die Aktionäre das Management dazu bringen, den Fokus mehr auf langfristigen Erfolg der Unternehmen zu legen.

„Die kurzfristige Profitmaximierung einiger Unternehmen war mitverantwortlich für das Entstehen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa“, so Matthias Groote „Für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg in Europa benötigt es mehr Transparenz, mehr langfristige Investitionen und mehr Beteiligung von Aktionären bei wichtigen Entscheidungen.“

Das Europäische Parlament tritt jetzt in die Verhandlungen mit Mitgliedstaaten und EU-Kommission ein, um eine Einigung über einen endgültigen Gesetzestext zu erzielen.