Leeraner SPD – Kreistagsfraktion zu Gast in Hoogeveen

Auf Einladung der örtlichen PvdA trafen sich Gastgeber und Gäste im Sitzungssaal des Rathauses und wurden von Bürgermeister Karel Loohuis empfangen. Sichtlich stolz stellte er seine Stadt – Hauptstadt der Provinz Drenthe – vor, die auf sportlichem und kulturellem Gebiet verschiedene Auszeichnungen erhalten habe.

Anschließend sprach der Deputierte Ard van der Tuuk über Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Beschäftigungsmaßnahmen. Die Arbeitslosigkeit liege mit derzeit 10,2 Prozent ziemlich hoch, während der Kreis Leer 6,7 und der Kreis Emsland nur 3,2 Prozent aufweist. Holland habe für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten und Betreuungskräfte in Schulen mehr Menschen ausgebildet, als Stellen finanziert werden könnten. Man verfolge auf niederländischer Seite genau, dass auf deutscher Seite diese Kräfte händeringend gesucht würden. Leider verhinderten bürokratische Hürden, wie Nichtanerkennung der Berufsabschlüsse, Sprachprobleme und unterschiedliche Bezahlungen, dass niederländische EU – Bürger in Deutschland eine Arbeit aufnehmen könnten. Hieran müsste auf beiden Seiten der Grenze gearbeitet werden, so van der Tuuk. Angestrebt werde eine stabile Arbeitsmarkt – Grenzregion Drenthe – Emsland.

 

In der Mittagszeit wurde die Reisegruppe in der Integrierten Gesamtschule RSG Wolfsbos vom Direktor Dries Koster empfangen. Er erklärte, dass vom berufsbildenden Zweig der Schule ein kalt – warmes Büffet vorbereitet worden sei. Die Gäste aus Deutschland zeigten sich angetan, mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit die vierzehnjährigen Mädchen und Jungen die Gruppe bedienten.

 

Nach dem Mittag traf man sich im Arbeits- und Sozialamt, um noch einmal die Arbeitssituation und die unterschiedlichen Sozialsysteme beider Länder zu diskutieren.

 

Anschließend besuchte die Gruppe die Sammelstelle für etwa tausend Flüchtlinge in einem früheren Gefängnis, das dem neuen Verwendungszweck entsprechend umgebaut worden war. Nach einer Einführung durch die Heimleitung über die allgemeine Flüchtlingssituation konnte man sich die Unterkünfte, Küchen, Spielzimmer, Außenspielfelder und Sportstätten anschauen und sich mit den Bewohnern unterhalten. Man hatte den Eindruck, dass sie sich hier gut aufgehoben fühlten.

 

Bei einem Abschlussgespräch in einem Nachbarschaftstreff machte Fraktionschef Horst Kuhl deutlich, dass ihm um die künftige Entwicklung in Europa bange sei: Obwohl die Sozialdemokratie grenzüberschreitend viel zur Bewältigung der Flüchtlingsproblematik beigetragen habe, sei ihre Akzeptanz in der Wählerschaft europaweit rückläufig. Rechte Gruppierungen dagegen profitierten durch die dramatische Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Von daher müssten über nationale Grenzen hinwegsozialdemokratische Perspektiven diskutiert und umgesetzt werden.

Zum anderen beunruhige es ihn, so Kuhl, wenn sich Länder durch Stacheldraht und Mauern abschotteten. Wenn dazu noch mit Tränengas und Wasserwerfern auf Flüchtlinge losgegangen werde, so sei so etwas in Europa überhaupt nicht zu akzeptieren. Am Ende sei in Europa ein Rückfall in frühere Nationalstaatlichkeit und damit das Ende der Europäischen Union zu befürchten.

Kuhl dankte der Fraktionsvorsitzenden Inge Oostmann und seinem Stellvertreter Albert Hirsch für die perfekte Planung der Veranstaltung und für den reibungslosen Ablauf.